HÖCHSTE EISENBAHN

Es wird höchste Eisenbahn, denn die Bahn macht Druck für die Realisierung der Schienenanbindung zur festen Fehmarnbeltquerung. Die sog. Hinterlandanbindung Schiene ist in 6 sog. Planfeststellungsabschnitte (PFA) unterteilt. Für jeden Abschnitt gibt es ein Genehmigungsverfahren = Planfeststellungsverfahren. Zum Ablauf des Planfeststellungsverfahrens siehe die folgende Grafik: Die Fristen für die Offenlegung (4 Wochen) und die Möglichkeit Einwendungen zu erheben (4 Wochen) liegen fest. Das Beispiel Großenbrode zeigt in etwa die Dauer vom Ende der Einwendungsfrist bis zum Planfeststellungsbeschluss, ca. 1,5 Jahre

(Quelle: https://www.anbindung-fbq.de/streckenabschnitte/grossenbrode.html).

Von diesen Planfeststellungsabschnitten sind aktuell noch drei Abschnitte (gelb) in der Planung. Die jeweiligen Einwendungsfristen sind unter “Frist” angegeben. Für die noch in Planung befindlichen Abschnitte wurde am 28.11.2024 beim Dialogforum zur Fehmarnbeltquerung bekanntgegeben, dass im 1. Quartal 2025 die Planungsunterlagen beim Eisenbahnbundesamt eingereicht werden sollen. Das betrifft auch Bad Schwartau.

Auf den Informationsveranstaltungen der Bahn hier in Bad Schwartau wurden die Maßnahmen für die sogenannte Vorzugsvariante, die Inanspruchnahme der Ortsdurchfahrt, vorgestellt. Der Abschnitt umfasst in etwa den Bereich vom Streckenabschnitt Bad Schwartau Waldhalle (Bahnübergang Teerhofinsel) bis zum Abzweig nach Kiel am Brückenbauwerk Sereetzer Straße.

Der ebenfalls mit Stand 4/24 von der Bahn präsentierte Zeitplan sah vor, erst im Frühjahr 2025 die Planungsunterlagen beim Eisenbahnbundesamt einzureichen, daraus ist nun das 1. Quartal 2025 geworden.

Das Genehmigungsbeschleunigungsgesetz (Gesetz zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren im Verkehrsbereich und zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2021/1187 über die Straffung von Maßnahmen zur rascheren Verwirklichung des transeuropäischen Verkehrsnetzes) ist am 29.12.2023 in Kraft getreten. Dazu teilt eine Sprecherin der Bahn mit:

Dank der politisch vereinbarten Planungsbeschleunigung können durch effizientere Bearbeitungszeiten seitens der Behörden [die] Terminschienen [der Bahn] im Rahmen des Anhörungsverfahrens verkürzt werden. Der Zeitraum der Offenlage und die Frist für die Einreichung von Stellungnahmen bzw. Einwendungen bei der Anhörungsbehörde verbleiben aber unverändert. 

Was bedeutet dies alles nun? Das Prüfverfahren beim EBA könnte recht schnell gehen mit fatalen Folgen für Bad Schwartau. Unsere Stadt hat schon frühzeitig in diesem Jahr darauf hingewiesen, dass neben der sog. Vorzugsvariante auch eine Umfahrung Bad Schwartaus über die sog. Xtrasse zu prüfen sei. Die sog. Xtrasse nutzt die Strecke Richtung Travemünde (ab Waldhalle) bis Höhe Lübeck-Siems und führt dann in Richtung Norden, bis sie wieder auf die Bestandstrasse trifft. Die Karte zeigt den ungefähren Verlauf in grün.

An dieser Stelle ist nun noch auf die Verkehrsprognose 2040 einzugehen.

Verkehrsprognose

Als Basisprognose wurde am 24.10.2024 durch das Bundesverkehrsministerium (BMDV) die sog. “Verkehrsprognose 2040” veröffentlicht.

Im Ergebnisband (https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/G/BVWP/verkehrsprognose-2040-band-6-1-e-verkehrsentwicklungsprognose-prognosefall-1-basisprognose-2040-ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile) werden folgende Zahlen genannt:

Wenn man für die 9 Mio. t eine Güterzuganzahl von 68 errechnet, sind für 17,2 Mio.t 130 Güterzüge anzunehmen, das entspricht einer Steigerung um 91%. Aus dem aktuellen Betriebsprogramm der Bahn ergeben sich aktuell für die Ortsdurchfahrt Bad Schwartau auf tag / nacht verteilt und aufgrund der Steigerung folgende Annahmen:

Da im Tagverkehr (6 bis 22 Uhr) durch Güter-, Personennah- und Personenfernverkehre keine weiteren Kapazitäten bei Einhaltung des Deutschlandtakts zur Verfügung stehen, wird es vermutlich zu einer Ausweitung der Nachtfahrten und damit zu einer brisanten Gesundheitsgefährdung der Trassenananlieger kommen. Aus nachfolgender Übersicht wird deutlich, dass bereits nach jetziger Prognose 314 Züge die Ortsdurchfahrt in Bad Schwartau in Anspruch nehmen sollen. Für eine deutliche Steigerung des Transportaufkommens in obigem Sinn bestehen demnach kaum Kapazitäten.

Aber das bleibt zunächst reine Vermutung. Laut Aussage der Bahn, existiere lediglich eine Basisprognose, die im Sinne einer neuen Planung des Lärm- und Erschütterungsschutzes irrelevant sei. Vielmehr warte man auf eine konkrete streckenbezogene Prognose (etwa Mitte 2025). Ob dieses “Abwarten” in verwaltungsrechtlichem Sinne angezeigt ist, oder nicht bereits jetzt eine Ableitung künftiger Verkehre erfolgen muss, bleibt abzuwarten. Eine angepasste Planung sei dann allerdings NUR für bereits planfestgestellte Abschnitte möglich – vermutlich auch ein Grund, um Beschlüsse im Eiltempo herbeizuführen.

Das dritte Gleis

Um zukünftige Engpässe und auch die Ausweitung der Nachtfahrten auf dem Streckenabschnitt zwischen Lübeck Hbf und Bad Schwartau (der sog. Flaschenhals) zu vermeiden, ist im Bundesschienenwegeausbaugesetz (BSWAG) in diesem Abschnitt ein “drittes Gleis” zur Ermöglichung paralleler Fahrten gesetzlich als “vordringlicher Bedarf” festgeschrieben. In einem Gespräch zwischen der Bahn und dem Land Schleswig-Holstein wurde deutlich, dass ein Drittes Gleis die Fertigstellung der Hinterlandanbindung bis 2029 gefährde. Das Land hat deshalb auf einen entsprechenden Planungsauftrag an die Bahn verzichtet.

Nach Fertigstellung der Schienenanbindung solle nun in einem gesonderten Planfeststellungsverfahren ein drittes und viertes Gleis im o.g. Streckenabschnitt umgesetzt werden. Dazu sei man bereits in Gesprächen mit NAH.SH zu einer möglichen Planung. Die Problematik einer solchen Planung besteht nicht nur in einer Dauerbelastung der Trassenanrainer durch zwei nacheinander projektierte Großbaustellen, sondern auch hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Flurstücke.

Die Luftaufnahme zeigt die jetzige Trasse östlich der Straßen “Tremskamp” und “Am Petroleumhafen”. Im Westen grenzen Gewerbegrundstücke, u.a. Werk III der Schwartauer Werke, an die Trasse. Im Osten der Bahntrasse soll eine bis zu 9,5 m breite Ersatzstraße zur Anbindung der Teerhofinsel gebaut werden (so die Planungsunterlagen für den PFA Lübeck). Neben den ökologischen Problemen (Biotopachse Mühlenbach – Tremser Teich) ist somit völlig unklar, wie ein drittes (und viertes) Gleis überhaupt realisiert werden kann, wenn es bei der jetzigen Planung im PFA Lübeck bleibt. Siehe dazu: Einsendeschluss 20.12.

Am 22.1.25 wird die Stadtverwaltung Bürgerinnen und Bürger in einer eigenen Infoveranstaltung informieren.

Quelle f.d. Präsentation der Bahn:

https://www.anbindung-fbq.de/files/theme/mediathek/240422_Praesentation_oeffentliche_Info_Bad_Schwartau.pdf

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